Wärmeversorgung aus regenerativen Energien – Millionen-Förderung für Leuchtturm-Projekt in Brunsbüttel

„Hier entsteht Wärme für Brunsbüttel“: (v.l.) Dr. Guido Austen (Geschäftsführer WHW), Patricia Dau (Prokuristin WHW), Martin Schmedtje (Bürgermeister der Stadt Brunsbüttel und Vorsitzender des Aufsichtsrates von WHW) und Andreas Wulff (Geschäftsführer WHW) auf dem Baufeld für die neue Energiezentrale.

© Jens Neumann / Westholstein Wärme GmbH

- Westholstein Wärme GmbH

investiert rund 38 Millionen Euro

 

- Spatenstich für Neubau der

effizienten Energiezentrale im

September 2025

 

- Vorgezogener Maßnahmenbeginn

nach Transformationsmachbarkeitsstudie

 

Die klimafreundliche Wärmeversorgung in der Stadt Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) nimmt konkrete Formen an: Fünf Jahre nach Gründung der Westholstein Wärme GmbH (WHW), einer gemeinsamen Gesellschaft der Stadtwerke Brunsbüttel und der Entwicklungsgesellschaft Westholstein (egw), hat das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) in diesen Tagen den im Zuge der Transformationsmachbarkeitsstudie Ende 2024 beantragten Förderbescheid in Höhe von rund 15 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) und der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) bewilligt. „Der Förderbescheid kam für uns ziemlich überraschend“, freut sich WHW-Geschäftsführer Dr. Guido Austen. Damit kann das ambitionierte 38-Millionen-Euro-Projekt in Brunsbüttel starten. Der Spatenstich für den Bau der innovativen Energiezentrale am Ufer des Nord-Ostsee-Kanals ist für September 2025 geplant.

„Für die Region ist das Vorhaben ein wichtiger Bestandteil der Energiewende, ein Leuchtturm-Projekt für ganz Schleswig-Holstein“, ist Patricia Dau, Prokuristin bei WHW, überzeugt. „Wir haben das Projekt im Verlauf der Planungen den technischen Weiterentwicklungen angepasst, auch bedingt durch die Energiekrise nach der Invasion der Ukraine durch Russland.“ Für die Erzeugung der Wärme setzt die Gesellschaft jetzt komplett auf regenerative Energien. „Wir werden keine fossilen Energiequellen nutzen“, ergänzt WHW-Geschäftsführer Andreas Wulff stolz. Im überarbeiteten Konzept verzichtet Westholstein Wärme daher auch auf den Bau eines gasbetriebenen Blockheizkraftwerks.

Herzstück der Wärmeversorgung der Zukunft wird die Energiezentrale sein. Aus dem Technik-Gebäude mit einer Grundfläche von 20 mal 50 Metern an der Ostermoorer Straße soll das – zum Teil noch zu bauende – Wärmenetz mit einer Länge von rund sieben Kilometern später gespeist werden. Ein Großteil der Wärme liefert die benachbarte Sasol Germany GmbH mit bisher ungenutzter Prozessabwärme aus der Produktion. Weitere Säulen sind eine effiziente Großwärmepumpe und die Kooperation mit dem Biomasse-Heizkraftwerk der Bioenergie Brunsbüttel Contracting GmbH südlich des Kanals. Als Redundanz sind außerdem zwei große Elektrokessel geplant. Die Energiezentrale ist im ersten Schritt für eine Leistung von insgesamt 12 Megawatt (MW) ausgelegt, kann bei Bedarf auf 20 MW ausgebaut werden. Die Inbetriebnahme ist zum Jahreswechsel 2026/2027 vorgesehen.

 

„Der Förderbescheid ist ein Meilenstein für die klimafreundliche Wärmeversorgung in unserer Stadt, insbesondere durch den Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen“, erklärt Martin Schmedtje, Bürgermeister und Vorsitzender des Aufsichtsrats von WHW. „Unserer Kenntnis nach ist dieses Projekt deutschlandweit einmalig – und passt hervorragend in unsere städtische Wärmeplanung.“

 

„Westholstein Wärme leistet mit diesem Projekt einen großen Beitrag auf dem Weg zum klimaneutralen Schleswig-Holstein“, betont auch Joschka Knuth, Brunsbüttel-Koordinator und Energiestaatssekretär im Umweltministerium Schleswig-Holstein. „Die Wärmewende ist der größte Hebel innerhalb der Energiewende.“

 

Mark Helfrich (CDU), Mitglied des Bundestags und klimapolitischer Sprecher seiner Fraktion, hat sich seit Jahren für die Förderung aus Bundesmitteln eingesetzt. „Mit dem Förderbescheid hat das Projekt von Westholstein Wärme jetzt eine weitere wichtige Hürde genommen. Die Wärmewende muss für die Unternehmen planbar und für die Bürger bezahlbar sein. Das ist mit diesem Vorhaben gewährleistet.“

 

Schon heute versorgt Westholstein Wärme über kleine Teilnetze mehr als 250 größere Kunden, darunter unter anderem viele Liegenschaften der Stadt und der Wohnungsunternehmen sowie das Wasser- und Schifffahrtsamt über individuelle Lösungen, die alle mit dem neuen Netz verbunden werden. Langfristig sollen rund 20 Prozent der Haushalte in der Stadt Brunsbüttel an das klimafreundliche Wärmenetz angeschlossen werden. „Bei vorangegangenen Informationsveranstaltungen haben wir auf Seiten der Bürger hohes Interesse wahrgenommen“, sagt Patricia Dau. „Ich freue mich, dass es uns nach sehr intensiven Gesprächen mit der BAFA gelungen ist, einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn zu erreichen.“

 

 

Meilensteine – gestern, heute und in der Zukunft

 

Oktober 2021 – Gründung der Westholstein Wärme GmbH

 

Dezember 2021 – Verlegung erster Fernwärmerohre im Zuge der Sanierung der Braake-Brücke

 

März 2022 – Bewilligung des ersten Förderantrags für das Wärmeprojekt

August 2022 - Westholstein Wärme übernimmt Wärmesparte der Stadtwerke Brunsbüttel

 

Juni 2023 - Fernwärme-Infoveranstaltungen in Brunsbüttel

November 2023 - Kommunale

Wärmeplanung in Brunsbüttel schreitet voran

 

März 2024 – Bauantrag für die Energiezentrale und erste

Ausschreibungsverfahren

 

März 2024 – Verlegung erster

Fernwärmeleitungen im Zuge der Erneuerung der Eddelaker Straße

 

Juli 2025 – Bewilligung des

Förderbescheids in Höhe von

rund 15 Millionen Euro

 

September 2025 – Spatenstich

für die Energiezentrale an der

Ostermoorer Straße

 

Ende 2026/Anfang 2027

Geplante Inbetriebnahme der

Energiezentrale und des

Wärmenetzes