„Das Afrika-Fieber hat uns gepackt“

Svenja Jäger aus Burg über die Rallye „Dresden-Dakar-Banjul“

Sieben Länder, zwei Kontinente: Einen Traum haben sich Svenja (29) und Finn Jäger (30) aus Burg und ihr Freund David Druminski (34) aus Itzehoe erfüllt. Rund 7.000 Kilometer legte das Team „North to X“ an 21 Tagen mit einem Opel Sintra (Bj. 1998) zurück. Über die Tour, die am 14. April in der gambischen Hauptstadt endete, sprach Jens Neumann mit der Dithmarscherin.

 

Deutschland, Frankreich, Spanien, Marokko, Mauretanien, Senegal und jetzt Gambia. Sind Sie froh oder überwiegt Wehmut, dass die Tour zu Ende ist?

Die Reise hat uns einiges abverlangt. Natürlich sind wir sehr froh, dass wir es heil ans Ziel geschafft haben und nicht wegen technischer oder gesundheitlicher Probleme abbrechen mussten. Wir würden gerne weiterfahren. Es gibt noch so viel zu entdecken auf diesem einzigartigen Kontinent. Das „Afrika-Fieber“ hat uns gepackt.

 

Hatten Sie irgendwann einmal Sorge, dass das betagte Auto nicht durchhält?

Wir haben den Opel zwölf Wochen vor der Reise gekauft und einige Teile getauscht. Für eine längere Probefahrt blieb keine Zeit. Daher hatten wir befürchtet, dass schon in Europa erste Pannen auf uns zukommen. Dem war nicht so. In Marokko begann die Kupplung Probleme zu machen. Ein undichter Geberzylinder sorgte dafür, dass Luft ins System kam und wir alle 200 Kilometer entlüften mussten. Schließlich sind wir in Tan-Tan in eine Werkstatt gefahren und haben gelernt, dass man den Mechanikern einfach vertrauen muss. Wenn ein Teil nicht vorhanden ist oder die falsche Größe hat, wird eine „modification“ vorgenommen. Am Ende hat die Reparatur bis nach Banjul durchgehalten!

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, an der Rallye teilzunehmen?

2014 sind Finn und David die „Black Sea Circle Rallye“ gefahren. Die Tour hat die beiden nachhaltig geprägt. Daher stand schnell fest, dass sie an einer weiteren Rallye teilnehmen wollen – und ich mitkomme. Also haben wir nach Rallyes geschaut, die das größtmögliche Abenteuer mit einer arbeitnehmerfreundlichen Zeitspanne verbinden. Mit 21 Tagen Fahrzeit schien uns die Dresden-Dakar-Banjul-Rallye ein super Kompromiss. Wir waren noch nie in Afrika – neue Länder und Kulturen entdecken und gleichzeitig etwas Gutes tun, waren definitiv ausschlaggebende Argumente.

Welchem guten Zweck diente die Rallye?

Alle Fahrzeuge sind in Banjul versteigert worden. Der Erlös – dieses Mal über 74.000 Euro – wird in den Aufbau von Schulen, Ausbildungsstätten und Krankenhäusern investiert. Die Dresden-Banjul-Organisation, die die Versteigerung organisiert, kümmert sich um unterschiedliche Entwicklungsprojekte. Gleichzeitig sind Gebrauchtwagen aus Deutschland in Gambia heiß begehrt.

 

Wie war der Zusammenhalt unter den Teams?

Je besser wir uns kennengelernt hatten, desto stärker wurde der Zusammenhalt. Viele Teilnehmer haben wir erst an der Fähre nach Marokko getroffen, da nicht alle beim Start in Dresden dabei waren. Eine Wüstendurchquerung ist schließlich immer eine Teamleistung – das fängt schon an beim Festfahren im losen Sand, wenn man aufs Schieben angewiesen ist.

 

Haben Sie die Routen selbst geplant?

Ja, bis zur Grenze nach Mauretanien. Einziger Pflichttreffpunkt bis dahin war die Fähre von Spanien nach Marokko. Durch Mauretanien, Senegal und Gambia sind wir im Konvoi gefahren.

 

Gab es auch Probleme?

Neben eigenen Kfz-Problemen – Kupplung, Federbruch, Reifenplatzer – war die Einreise nach Mauretanien nicht einfach. Seit Anfang des Jahres gibt es ein E-Visum, das man im Vorfeld beantragen muss. Auch für die Organisatoren war es eine neue Situation. Leider sind nicht alle Visa genehmigt worden. Also haben wir alle eine Nacht an der Grenze verbracht – in der Hoffnung, dass die Visa noch eintreffen. Am nächsten Tag wurde entschieden, dass wir getrennt einreisen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Die fehlenden Fahrer sind zwei Tage später zu uns gestoßen. So konnten wir die Wüstenetappe zum Glück gemeinsam antreten.

 

Wo haben Sie übernachtet?

Ganz unterschiedlich. In Europa haben wir uns aufgrund der einstelligen Temperaturen in Airbnb‘s aufgehalten. Ab Marokko haben wir eigentlich nur noch gezeltet, mit Ausnahme einer letzten Hotelübernachtung mit mäßig-warmer Dusche vor unserer Sahara-Durchquerung. In der Sahara haben wir natürlich auch gezeltet. Im Senegal und in Gambia haben wir wieder Hotels und Airbnb‘s gebucht.

 

Welche Momente sind Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben?

Allgemein kann man sagen: die Begegnungen mit den Menschen auf der Reise. Da war zum Beispiel Mostapha, den wir in Asilah auf der Straße getroffen haben und der darauf bestanden hat, uns ein deutsches Frühstück zu machen. Er hat uns mit auf den lokalen Markt genommen, von dessen Existenz wir sonst nicht einmal gewusst hätten. Oder die Einladung unseres Mechanikers. Als absehbar war, dass die Reparatur der Kupplung länger dauert, scheint er seiner Frau gesagt zu haben, dass sie für uns Abendessen zubereiten soll. Oder Yassine und Karim, die wir in Dakhla kennengelernt haben. Yassine hat bald in Deutschland ein Bewerbungsgespräch als Lebensmitteltechniker und übt deutsch. Wir haben ihm also Tipps gegeben, während er uns geholfen hat, den Preis für den Werkstattbesuch auf Arabisch zu verhandeln.

 

Welche Rallye steht als Nächstes an?

Das wissen wir noch nicht. Wir haben einige Optionen im Kopf. Die lassen sich als normale Arbeitnehmer aufgrund der Zeit eher nicht realisieren. Vielleicht erkunden wir auf eigene Faust Afrika weiter. Oder wir fahren Richtung Osten.

 

Für alle, die Ihnen nacheifern wollen: Was kostet ein solcher Road-Trip?

Ein Billigurlaub ist es nicht. Neben Startgeld und den Kosten für das Auto, die Reparaturen und den Sprit kommen Maut, Grenzübertritte, Lebensmittel, Getränke, Ersatzteile, Campingausrüstung und Übernachtungskosten dazu. Etwa 3.000 Euro pro Person sollte man für die Dresden-Dakar-Banjul-Rallye einplanen.

Tagebuch zum Nachlesen:

https://www.rallye-dresden-dakar-banjul.com/news/ Fotos: Finn Jäger